Psyche - Psychische Gesundheit

Was ist „Denken“ !

Denken besteht in bewegten Vorstellungen.
Was sind „Vorstellungen“, und was „bewegte“ Vorstellungen?
Vorstellungen sind Abbildungen der Welt – oder auch Abbildungen von uns selbst in der Welt, in unserem Gehirn und dessen vierdimensionaler Abbildungsfähigkeit. Unsere Vorstellungen bewegen sich entlang unseres Tuns bzw. Verhaltens, also in einer zeitlichen Abfolge (4.Dimension). Unser „Verhalten“ wiederum besteht nicht nur in Bewegungen unseres Körpers im Raum, sondern auch in Veränderungen unserer Mimik, unseres Muskelzustandes, unserer Atmung, usw.

Durch die neuronale Plastizität und immense Lernfähigkeit des menschlichen Gehirns, können unendlich viele Erinnerungen gespeichert werden. Zusätzlich können sie mit einem emotionalen Gehalt verknüpft werden, durch den eine Information wichtiger wird.

Grundsätzlich alles, was wir (emotional-)bedeutungsvoll wahrnehmen, wurde vorher in unserem Erinnerungs- und Erfahrungsspeicher hinterlegt.

Erinnerungsbestandteile können jederzeit neu aufgerufen und neu verknüpft werden. Die Unabhängigkeit unserer Vorstellung von einer aktuellen realen Gegebenheit ermöglicht uns eine Bewegung „im Kopf“, auch ohne dass wir diese Bewegung tatsächlich körperlich ausführen.

Unsere Vorstellungen bewegen sich einerseits entlang von konkreten Bildern. Die Sprache in ihrer Abstraktheit andererseits ermöglicht es dem Menschen zusätzlich, die konkreten Bilder in Bewegung zu setzen, oder auch neue Bilder zu erzeugen.

Was ist abstrakt, was konkret? Dazu ein Beispiel: Stellen sie sich ein Auto auf einer Landstraße vor.
Jeder Leser wird sich etwas anderes, aber sehr konkretes vorstellen: ein Dodge in einer amerikanischen Ebene oder ein BMW in einem deutschen Mittelgebirge usw.. Die sprachliche Aufforderung, sich „ein Auto vorzustellen“, ist abstrakt, weil sie viele Möglichkeiten erlaubt. Was wir uns jedoch tatsächlich vorstellen, ist ein Bild, und dieses ist höchst konkret. Auch wenn man ständig andere Bilder eines „Autos auf einer Landstraße“ in sich hervorruft, so sind und bleiben diese jeweils konkret. Menschen können jedoch das Konkrete abstrahieren und sich das Gemeinsame aller Autos vorstellen, quasi den Urtyp des Autos, um alle Details und mögliche Ausformungen beraubt (vier Räder, Sitze, Motor…).
Um „denken“ zu können, sind also zum einen Vorstellungen in Form konkreter Bilder nötig, und es wird zusätzlich eine Sprache benötigt, die in ihrer Abstraktheit in der Lage ist, verschiedenste Bilder zu erzeugen und diese außerdem in Bewegung zu setzen. Die Grundlage für die konkreten Vorstellungen und die abstrakte Sprache, die als abstrakter Motor des Konkreten fungiert, ist die unglaubliche Hardware unseres Gehirns, die neuronal-hormonelle Architektur die ständig in Bewegung, Veränderung und Entwicklung begriffen ist.

Das Denken von Tieren ist nach dieser Definition nur sehr eingeschränkt möglich, da es ihnen an einer Sprache mangelt, mit der sie Bilder in Bewegung versetzen könnten.  Kurze Abfolgen von weniger komplexen Bildern und die Planung einfacher Abfolgen eines Tuns sind intelligenteren Tieren natürlich möglich, da dies kein sprachliches Gerüst erfordert. Je komplexer die Bezüge und Assoziationen sind, die ein Lebewesen zu einer Situation herstellen kann, desto komplexer und differenzierter wird auch die erfolgende Reaktion. Um Bezüge und Assoziationen zu fantasieren, ist Erinnerungsfähigkeit notwendig und das erfordert wiederum Speicherkapazität des Gehirns. Erinnern und speichern sind Lernleistungen und ermöglichen außerdem Erfahrungsbildung.

Je komplexer Erinnerungen, Erfahrungen, Vorstellungen und Assoziationen sind, um mehr Nahrung hat das „Denken“.

Die Sprache ist der abstrakte Motor des Konkreten, das ein Feuer möglicher Vorstellungen entfacht.  (Mehr dazu siehe Flügel (2015), S.97ff)