Emotionale Entwicklung

Was ist Liebe

Wir Menschen sind intelligente Säugetiere und wie diese ausgestattet mit den emotionalen Grundzuständen. Zu meinen, es gäbe „wahre Liebe”, und diese sei eine Himmelsmacht, sind Hollywood-artige Überhöhungen, die uns von einer konkreten Gestaltung der Bezugnahme eher abhalten und uns fatalerweise an der „Liebe” unseres Gegenübers zweifeln lassen oder uns – ganz schlimm – an unserer „Liebe” festhalten lassen. Ein spezielles Gefühl des Liebens gibt es aber nicht! Wir können uns freuen, jemanden zu sehen, traurig sein, wenn er nicht da ist, ängstlich werden, wenn die Beziehung in Frage steht oder  uns wütend zeigen, um besser gesehen zu werden. Außerdem können wir uns sexuell von jemandem angezogen fühlen. Tatsächlich nicht mehr allein sind wir erst dann nicht mehr, wenn wir mit jemandem unsere Gedanken und Gefühle teilen können, und das erfordert die vier Formen des Mit-Gefühls, und dem geht voraus, die Emotionen Angst, Wut, Traurigkeit und Freude zu verstehen und auch zu begrüßen. Ein Lieben – bzw. eine Bezugnahme – ohne ein Gegenüber ist blanker Unsinn, leider betrieben von vielen Millionen Hollywood-verseuchten Menschen. Was uns Menschen besonders macht, ist die Wahrnehmung unseres Fühlens, das Bewusstsein über uns selbst, unser Vorstellungsvermögen, die Fähigkeit herausragend guten Lernens und mit alldem die Möglichkeit, unsere Bezugnahme zu anderen Menschen bewusst zu gestalten. Ein besonderes Gefühl, das uns über alles erhebt und uns unsterblich macht, das gibt es jedoch nicht. Wir sind also weder der Mittelpunkt des Universums, noch besonders ungewöhnlich fühlend – und dennoch sind wir wegen der genannten Fähigkeiten besondere Lebewesen.

Da wir Menschen herausragend gute informationsverarbeitende Lebewesen sind, ist der Austausch von Informationen und die Weiterentwicklung durch gemeinsames Lernen befriedigend und auch überlebensnotwendig. Mit dem Austausch von Gedanken und Gefühlen und der gegenseitigen Anteilnahme derselben muss kein Mensch mehr allein damit sein. Gedanken und Gefühle auszudrücken und zu teilen kann weitaus intimer sein als nackt beieinander zu liegen. Dem gegenseitigen Erkennen folgt im besten Fall die An-Erkennung und die Wert-Schätzung. Der Wert eines Menschen liegt in seinem Intellekt, seinen Emotionen, seinem Körper und der Entfaltung des jeweiligen Potenzials. Das Potenzial zu entfalten mündet dahin, die zwischenmenschliche Bezugnahme intensiv und qualitativ gemeinsam zu gestalten. „Liebe” liegt in der gemeinsamen Gestaltung des Austausches von Gedanken, Gefühlen und Körperkontakt. Deshalb erfüllt Part-nerschaft nur einen Part – einen Teil – dessen, was wir brauchen, denn Nähe, Austausch, Tiefe und Intensität sind nicht nur mit einem Menschen möglich.