Entwicklungsbeispiele

In den folgenden Beispielen schildern Klienten ihre emotionale Entwicklung.

 

Umschwung im Beziehungsabschwung – sich selbst um seine Gefühle kümmern

Schon immer habe ich mich danach gesehnt, mehr Sicherheit in der Partnerschaft zu haben und mir der Liebe des Partners gewiß zu sein. Meine Vorstellung davon, die Zuwendung des Partners zu bekommen, war in etwa die, dass ich dem Partner möglichst offen meine Gefühle zeige. Das ist sicherlich gut, nur meinte ich außerdem, dass er mir durch seine Zuwendung hilft, mit diesen Gefühlen umzugehen und es somit eher an ihm liegt, dass ich weniger ängstlich oder weniger traurig bin. Als mein Freund vor einigen Wochen begann, sich vor mir zurückzuziehen, offenbarte ich ihm meine Unsicherheit und Angst und meine Sehnsucht nach seiner Nähe. Das führte jedoch nicht dazu, dass er sich mir wieder näherte. Im Gegenteil schreckte ihn das ab und überforderte ihn. Meine Hilflosigkeit, Angst und Wut wurden noch größer.
Durch das bessere Verstehen meiner eigenen Gefühlsreaktionen in der Therapie bei Herrn Flügel, begann ich unter Anleitung zunehmend bei mir selbst zu sein und meine Gefühlsreaktionen zu verstehen. Ich lernte das körperliche Erscheinungsbild von Freude, Traurigkeit, Wut und Angst, die Form der jeweiligen Bewegtheit und die Bedeutungen dieser Emotionen. Ich lernte, achtsam bei mir zu sein und mich im jeweiligen Zustand zu begleiten. Ich zeige meine Gefühle immer noch aber mittlerweile bin ich wohlwollender mit meiner Wut, meiner Angst und meiner Traurigkeit.
Ich habe verstanden, dass meine Emotionen mir gehören und vor allem körperliche Reaktionen sind, die immer in einem bestimmten Zusammenhang entstehen. Seitdem mir klargeworden ist, dass „Beziehung“ darin liegt, sich möglichst gut aufeinander zu „beziehen“ und Gefühle und Gedanken zu teilen, verhalte ich mich nicht mehr so anhänglich. Ich bin mehr bei mir und betrachte es sachlicher und auch kritischer, wie die Bezugnahme zwischen mir und meinem Freund tatsächlich ist. Ich habe auch verstanden, dass es für mich wichtig ist, dass ich auch mit anderen Menschen intensive und innige Beziehungen pflege. Seitdem ich das tue, bin ich nicht mehr so abhängig von meinem Freund. Ich habe ihm gezeigt, wie ausgelassen und intensiv ich mich mit anderen Menschen austauschen kann und ihm gesagt, dass ich mir wieder die Leichtigkeit und das Interesse von ihm wünsche, wie es am Anfang der Beziehung war. Wir nahmen uns vor, unbeschwerte Zeit miteinander zu verbringen und es gelang. Der Freund erlebte mich vermutlich wieder als die selbstbewusste Frau, die er am Anfang so schätzte und er verliebte sich neu. Vermutlich ist es mir nur deshalb gelungen, weil ich mittlerweile sehr gut bei mir bin und nicht mehr von meinem Freund erwarte, dass er meine Gefühle reguliert. Ich mache das selbst und sehe meine Gefühle auch nicht mehr negativ. Das mit der „Liebe“ und entsprechenden Liebeserklärungen, sehe ich mittlerweile sehr kritisch und bin bemüht, konkret gut Bezug zu nehmen. Ich suche mehr nach gedanklicher Nähe und nach emotionaler Nähe und bespreche immer wieder mit meinem Freund, wie wir mitfühlender miteinander sein können. Wir teilen mehr unsere Freude und unsere Traurigkeit. Er findet es sehr interessant, was ich alles gelernt habe und wir können wirklich tiefe Gespräche führen. Meine Beziehung war drauf und dran in die Brüche zu gehen und ich hätte mich früher in einer Art und Weise verhalten, durch die das Scheitern nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. Mein Freund wäre überfordert gewesen mit meinen Gefühlen, weil ich selbst damit überfordert war. Jetzt bin ich bei mir und ziehe als selbstbewusste Frau das Interesse und die Wertschätzung anderer Menschen auf mich.

Entstehung von Angst und Umgang damit

Es begann alles so, dass ich aus dem Elternhaus auszog und vom Land in eine fremde Stadt ging, wo ich zum ersten Mal auf mich allein gestellt war. Es kamen viele Veränderungen und ich befand mich nicht mehr in meiner gewohnt sicheren Umgebung. Vor allem hatte ich keinen Rückhalt mehr durch die Freunde. Durch meine Zukunftspläne bezüglich meines Studiums war ich gezwungen, bestimmte Leistungen in meiner neuen Schule abzuliefern. Trotz meiner großen Anstrengungen erreichte ich diese nicht immer. Mit meiner Zielstrebigkeit stieß ich bei meinen neuen Klassenkameraden nicht unbedingt auf Sympathie und ich blieb somit allein. Wenn ich nicht in der Schule war, lernte ich oder ging zur Arbeit. In meinem Nebenjob wurde auch immer mehr von mir abverlangt und ich bekam das Gefühl, dass mir alles zu viel wird. Ich schmiss den Job hin, da mir klar wurde, dass ich meine Ziele in der Schule sonst nicht erreichen kann. Ich verengte mich immer mehr und wurde immer angespannter. Mit den Freunden aus meinem Heimatort hatte ich mittlerweile fast keinen Kontakt mehr.
Der Tag meiner ersten „Panik“-attacke war der Tag der Ausgabe des Zwischenzeugnisses. Meine Gedanken kreisten nur noch darum, ob ich es schaffen kann und wenn ja, welche Noten ich erzielen musste (NC-Studienfach) und wie viel ich noch lernen muss. Dazu kam noch ein schiefer Blick von einem Klassenkameraden von der Seite und ich fühlte mich extrem unwohl. Im nächsten Augenblick, eigentlich noch vertieft in meine Noten, verschwamm plötzlich alles um mich herum. Die Stimmen der Klassenkameraden klangen surreal und ich erschrak. Ich vergewisserte mich nochmal, was gerade hier los war und blickte auf. Ich merkte, nicht nur die Stimmen klangen „anders“, sondern alles sah auch anders aus, eben angsteinflößend. Ich hatte das Gefühl, dass ich verrückt werde und rannte aus dem Klassenzimmer raus. Ich wusste nicht was Panikattacken sind und verbrachte die ersten Tage zu Hause, ohne zu wissen was passiert war.
Das Haus verließ ich nicht, da es mir zu viel Angst einjagte. Die Angst vor einer erneuten Panikattacke war viel zu groß. Da ich zu der Zeit aber in einer WG lebte, konnte ich nicht komplett vermeiden auf Menschen zu treffen und so hatte ich wieder Panikattacken oder eben Angst vor einer. Es wurde immer schlimmer mit jeder Attacke und mit jedem Angstgefühl und irgendwann konnte ich noch nicht einmal mehr schlafen. Das war der Moment an dem ich beschloss mir Hilfe zu holen. Auch wenn dies erforderte, das Haus zu verlassen. Es war meine letzte Option.
Als ich total verängstigt Herrn Flügels Praxis betrat, jagte mir jede Bewegung und jedes Wort Angst ein und ich wollte einfach nicht, dass wieder alles anfängt zu verschwimmen. Er erklärte mir, wie eine Panikattacke funktioniert, was im Körper passiert, erklärte mir das Bild des „Reiter“ und des „Pferdes“, wie man achtsam ist und dass Angst eine ganz natürliche Emotion ebenso wie die anderen Emotionen auch sind und nichts Negatives bedeuten.
Der Weg zur Therapie und der Weg wieder zurück nach Hause waren ein Unterschied wie Tag und Nacht. Hin schaffte ich es nur mit Kopfhörern und lauter Musik, verschlossenen Augen und mit einer Begleitung. Nach Hause brauchte ich die Kopfhörer nicht mehr und konnte wieder eigenständig laufen. Die Überraschung war sehr groß für mich. Natürlich war das Thema nicht erledigt, aber ich habe ungefähr 80% meiner Lebensqualität allein in der ersten Stunde zurückerlangen können.
Die nächsten Monate stand allerdings das Abitur an und der Prüfungsstress war groß. Außerdem verschlimmerte sich die angespannte Situation in der Schule innerhalb der Klasse zusehends. Alle waren gereizt und Auseinandersetzungen waren an der Tagesordnung. So wurde ich wieder nervöser und hatte jeden Morgen bevor ich zur Schule ging wieder dieses Angstgefühl im Bauch. Auch wenn die Panik mich nicht mehr komplett einnahm, war die Gesamtsituation sehr belastend und bei all dem Stress fiel es mir etwas schwerer, die Ansätze der Theorie zu verinnerlichen. Trotzdem war ich froh, all das tun zu können, was ich tun wollte und nicht von meiner Angst eingesperrt zu sein. Ich war stolz auf all das, was ich bisher erreicht hatte. Angst hatte ich in der Schule trotzdem, das war für mich aber JETZT auch völlig in Ordnung, denn ich verstand, mit welchen Emotionen ich (und auch alle anderen Menschen) auf Situationen reagieren. Und dass ich in einer angespannten sozialen Lage mit großem Stress und Zukunftsängsten eine Einengung verspürte, war eine natürliche Reaktion. Mit diesem Wissen konnte ich die sogenannte „minimale Freiheit“ erlangen und konnte wieder relativ konzentriert an meinem Ziel arbeiten. Außerdem half es mir sehr zu verstehen, dass man nicht über alles eine Kontrolle haben kann und vor allem seine Emotionen nicht wegdrängen sondern sondern begleiten sollte.
Für die nächste Panikattacke, an einem Morgen in der Schule, war ich sehr dankbar, denn diese machte mir verständlich, dass die Angst mir nichts anhaben kann. Ich konnte den anderen Umgang damit verinnerlichen und sozusagen direkt in der Extremsituation üben. Seitdem ist es viel ruhiger geworden, was die Angst betrifft. Weil die Angst mir nicht mehr so große „Angst macht“ und ich diesen Teufelskreis durchdringen konnte. Meine Einstellung hat sich dahingehend verändert, dass es für mich jetzt in Ordnung ist eine Panikattacke zu bekommen und ich mich nicht dagegen wehre oder es von mir wegschieben will. Und da sich meine Einstellung geändert hat, ist es unabhängig von dem jeweiligen Härtegrad der Situation. So konnte und kann ich immer noch in jede Situation gehen und musste diese nicht in verschiedene „Angststufen“ unterteilen.
Im Moment arbeite ich mit Hr. Flügel noch am Feinschliff, auch wenn ich seit Monaten keine Panikattacke mehr hatte. Die Verinnerlichung des richtigen Umgangs und das Bewusstsein für seinen eigenen Gefühlszustand darf nicht vergessen werden, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich auch bald ohne Stütze mit meiner Angst umgehen kann und sie nicht mehr als Belastung ansehe.

Umgang mit Emotionen am Arbeitsplatz

Vor einem halben Jahr stand mein Chef wieder einmal vor mir und hat mich anbebrüllt. Ich stellte meinen Wert als Arbeitskraft und Mensch in Frage und bangte auch um den Arbeitsplatz. Ich geriet so sehr unter Druck, dass ich immer schlechter schlief und immer verängstigter war. Obwohl ich die rechte Hand des Chefs bin und ich in allem kompetenter bin wie er und jeder andere Mitarbeiter und der ganze Laden ohne mich nicht laufen würde, begann ich immer ängstlicher zu werden. Die dauernde Anspannung raubte mir so viel Kraft, dass ich schließlich nicht mehr konnte. Ich war mittlerweile vollkommen dünnhäutig und weinte bei kleinsten Anlässen. Von der Selbstsicherheit, die ich einmal hatte, war nichts mehr übrig. Ich konnte nicht mehr und musste mich krankschreiben lassen. Dieser Schritt viel mir unendlich schwer, weil es für mich nichts Wichtigeres gibt, als meine Arbeit perfekt und zuverlässig zu verrichten.
In der Psychotherapie lernte ich, die Zuwendung, die ich anderen geben kann, auf mich selbst anzuwenden und meinen Tränen und meiner Angespanntheit nicht mehr abwertend zu begegnen. Durch eine entnegativierte Sicht der Wut verstand ich immer besser, dass das Brüllen meine Chefs eine unverankerte Wut ist und dies sein Problem darstellt und seine Wut viel weniger mit mir zu tun hat, wie ich immer dachte. Ich weiß, dass er unzufrieden mit sich selbst und seiner familiären Situation ist und er deshalb leichter gereizt ist. Er wird laut und macht sich groß und ich reagiere mit Angst und mache mich klein.
Ich lernte, einen Einfluss auf meine Atmung und meine Muskeln zu haben und begann, meinen eigenen körperlichen Zustand immer wohlwollender zu begleiten. Ich war schon immer tendenziell positiv gegenüber meinen Tränen eingestellt, weil ich das Weinen auch als befreiend erleben kann. Durch die vollständige Entnegativierung der Traurigkeit und dem Verstehen deren Bedeutungen als Bedürfnisäußerung, Entschleuniger und Weichmacher, nahm ich mir vor, zu meinen Tränen noch mehr zu stehen.
Ich begann stundenweise wieder in die Firma zu gehen und sah einmal mehr, wie sehr ich tatsächlich gebraucht werde. Schließlich kam der Tag, der kommen musste. Der Chef wurde wieder laut. Diesmal war es so, dass er mir keine Angst damit machte und ich seinen Unmut in der Sache nicht auf mich bezog. In der Sache konnte ich ihm ganz objektiv die Gründe erläutern, die zu dem führten, was er bemängelte. Auf der Gefühlsebene reagierte ich trotzdem mit Sensibilität und Tränen. Da er meinen Tränen wieder mit Unverständnis begegnete, sagte ich ihm, dass ich zu meinen Tränen stehe, da ich ein emotionaler Mensch sei, der nach Harmonie strebe. Ich forderte von ihm mit fester Stimme, dass er mich mit meinen Tränen akzeptieren solle.
Der Chef war vollkommen verblüfft.
Nachdem sich seine Verblüffung gelegt hatte, sagte er, dass er durchaus auch ein emotionaler Mensch sei. Diese Äußerung von ihm erstaunte mich auch und wenn ich darüber nachdenke, stimmt das sogar. Diese wechselseitige Offenheit hat, denke ich, etwas zwischen uns verändert.  Ich reagiere mittlerweile nicht mehr nur ängstlich bzw. eingeschüchtert auf den Chef sondern gehe noch stärker als zuvor in Beziehung zu ihm. Mittlerweile lässt er sich sogar von mir sagen, was er tun kann, dass die Stimmung im Büro besser wird. Ich erklärte ihm, dass er den Menschen Angst mache und dass es aber für optimale Arbeitsleistung darauf ankäme, eher freudig und nicht ängstlich zu sein. Kürzlich habe ich gesehen, wie er einen niedergeschlagenen Kollegen aufgemuntert hat. Das hat er vorher noch nie getan und stimmt mich optimistisch für das Klima an unserem Arbeitsplatz.
Seitdem ich weiß, wie ich mit Tränen, Anspannung und Aufregung umgehen kann und wie ich die Emotionen in Beziehungen nutze und bei Bedarf auch entschärfe, grübel ich zuhause nicht mehr nach sondern kann abschalten. Der Chef ist seltener wütend und laut aber selbst wenn er ist, macht mir das kaum noch Angst und ich kann damit umgehen. Ich hätte eine solche Entwicklung niemals für möglich gehalten. Danke!

Bessere Bewältigung einer Situation 

Ich ging in einen Kiosk, wo ich mir im Kühlregal ein Getränk holen wollte. Da der Gang sehr eng war, war auch die Situation schon etwas beengend. Zudem kam noch dazu, dass außerdem viele Leute im Kiosk waren und auch jemand direkt hinter mir stand und den Gang passieren wollte. Da ich im Weg stand, schnappte ich mir mein Getränk und machte höflicherweise schnell Platz. Dann kam die Mitarbeiterin des Kiosks und fuhr mich an, dass ich die Aufstellung der Getränke unordentlich hinterlassen habe. Eigentlich wäre diese Situation für mich in einer Panikattacke geendet oder ich hätte mich stark einschüchtern lassen. Da ich aber ein Bewusstsein für meine Gefühle entwickelt habe und reflektierte, ob diese Kritik nun angebracht war, habe ich einen Zugang zu meiner Wut erlangen können. Natürlich war ich zuerst perplex, aber ich habe mich von den beiden Personen im Kiosk nicht einengen lassen. Ich erklärte der Mitarbeiterin die Situation, dass es hier sehr eng sei und der junge Mann gerne durchgehen wollte und ich ihre ordentliche Aufstellung der Flaschen auch wieder in Ordnung bringe und dass sie nur etwas Geduld brauche. Statt in Scham und Angst endete die Situation für mich in gesteigertem Selbstbewusstsein, da ich mich nicht mehr klein machte, sondern auch für mich eingetreten bin und auf meine Gefühle geachtet habe.

Langer Kampf „gegen“ die Angst – statt diese zu begleiten

Meine erste Angstattacke hatte ich kurz vor meinem 30. Geburtstag. Das ist nun 16 Jahre her. Damals wusste ich nicht, dass es eine Panikattacke war. Ich konnte meinen Nacken nicht mehr bewegen und geriet in Todesangst. Die gerufenen Sanitäter konnten mir nicht helfen. Sie machten ein EKG und auch sonst alle Kurztests, die darauf schließen ließen, dass physisch mit mir alles in Ordnung ist. Nur einer der Sanitäter fragte mich nebenbei, ob ich gerade Stress hätte. Irgendwann wurde es von selbst besser und ich fühlte mich wieder fast „normal“.
Von diesem Zeitpunkt an kehrte die Angst immer wieder mal mehr, mal weniger heftig zurück. Manchmal war es so schlimm, dass ich meine Arbeitsstelle verlassen musste, dass ich nicht mehr Autofahren, dass ich eigentlich gar nichts mehr machen konnte.
Die Symptome waren unterschiedlich: Schwindel, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen usw.
In einer ganz schweren Episode vor ungefähr zehn Jahren hatte ich manchmal den ganzen Tag Panik, stundenlang quälte mich dieses Gefühl, dem ich mich komplett ausgeliefert sah. Es war so schlimm, dass ich das Haus nicht verlassen konnte. Und wenn ich rausging, war mir so schwindelig, dass ich weinend zurückging. Eine gute Freundin zwang mich damals, rauszugehen. Sie holte mich immer wieder raus und zeigte mir, dass es möglich ist. Das war vielleicht etwas brutal, aber hat mir im Prinzip schon gezeigt, dass ich eben doch alles machen kann, was ich sonst auch gemacht habe. Dennoch lernte ich in meiner ersten Therapie, dass man Angst bekämpfen und auch Tabletten dagegen nehmen muss.
Seit anderthalb Jahren lerne ich in meiner Therapie, dass alles anders ist.
Heute weiß ich, dass mein größter Fehler in dieser Zeit war, zu hoffen, dass mir jemand hilft. UND, dass ich die Angst vermeiden muss, bzw. dafür sorgen muss, dass sie verschwindet.
Heute weiß ich, dass ich in einem solchen Zustand oder wenn solch ein Zustand kommt, auf mich ganz genau achten muss und in mich hineinhöre. Wie fühle ich mich? Bin ich verspannt? Habe ich Kopfschmerzen?
Heute weiß ich, dass nur ich derjenige bin, der mir helfen kann, indem ich wie bei einem Freund bleibe, den ich trösten will. Nur das hilft. Nicht der unbedingte Wille, dieses Gefühl nicht mehr haben zu wollen. Schließlich gibt es einen Grund dafür, dass es da ist.
Ich lerne gerade, dass Angst genauso ein berechtigtes Gefühl ist wie Wut, Traurigkeit und Freude. Die Angst macht mich dünnhäutig, sensibel, achtsam, unsicher usw. und das ist alles in Ordnung und sehr wichtig. Ich weiß nun, dass ich eben nicht in die Psychiatrie gehöre, sondern schön im Leben mitspielen darf.