Emotionale Entwicklung

Die Grundthesen

Es gibt keine negativen Emotionen. Das was wir fühlen können, sind körperliche Zustände. Es macht keinen Sinn zu sagen, dass Anspannung oder Unruhe schlecht sind. Man kann allenfalls sagen, dass es nicht gut ist, wenn nicht auch Ruhe und Entspannung verfügbar sind. Tatsächlich negativ ist es deshalb, wenn ein Mensch von Wut oder Angst bzw. von Anspannung oder Unruhe beherrscht ist, ohne es beeinflussen und wohlwollend begleiten zu können.

Psychische Gesundheit liegt vor allem darin, emotional flexibel zu sein. Das heisst, dass jede Emotion verfügbar ist und keine dominant bzw. alleinbestimmend ist. Angst, Wut, Traurigkeit und Freude sind jeweils nur dann ein Problem, wenn sie nicht beeinflusst und auch gezielt relativiert werden können.

Die psychischen Störungen haben ihren Ausgangspunkt darin, Wut, Angst, Traurigkeit und sogar Freude als störend oder sogar negativ anzusehen. Indem Menschen ihren eigenen körperlichen Zustand – oder den eines anderen Menschen – in den Formen von Anspannung, Unruhe, Aufgeregtheit, Verlangsamung, Schwere, Weichheit, usw. negativ wahrnehmen und dagegen ankämpfen, ist ein Einklang mit sich selbst oder mit einem Bezugspartner nicht möglich.

Erst wenn man Angst, Wut, Traurigkeit und Freude wohlwollend und verstehend auch bei anderen Menschen begegnet, so ist ein Mit-gefühl und auch eine Emphatie mit anderen Menschen möglich. Ansonsten ist eine erfolgreiche Bezugnahme unmöglich und scheitert immer wieder. Die Folge von wiederholtem und dauerhaftem Scheitern in der Beziehungsgestaltung ist die Ursache von dauerhaftem Anhalten von Angst und/oder Wut und/oder Verzweiflung bzw. Hilflosigkeit, Rückzug, Unzufriedenheit, Unsicherheit, Sinnlosigkeit usw.

Alle Gefühle die man benennen kann, lassen sich vom körperlichen Zustandsbild her einer der vier Emotionen zuordnen. So sind z.b. Ungeduld, Gereiztheit, Ärger und Zorn lediglich unterschiedlich starke Ausprägungen des immer gleichen Körperzustandsprofils der Wut. Eine Auflistung, wie alle Gefühle dem jeweiligen Grundprofil zugeordnet werden können, befindet sich im Anschluss an die Beschreibung der vier körperlichen Grundzustände.